Was unsere Gesundheit bis hin zur Epigenetik beeinflusst und wie Yoga uns hilft zu gesunden

von Bianca Garms

Wie wichtig die Gesundheit ist, merken die meisten von uns erst, wenn wir krank sind. Wie schon Arthur Schopenhauer sagte: „Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Wir verzweifeln, wenn unser Körper nicht so kann, wie wir wollen. Wir suchen händeringend nach Hilfe, die uns wieder auf die Beine kommen und die Schmerzen verschwinden lässt.

Unser Körper ist ein Wunder, denn obwohl Umweltgifte, durch z. B. ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und allgemein ungesunden Lebensstil ihn schwächen, kompensiert der Körper das eine lange Zeit. Aber nicht ewig, und irgendwann ist dann das berühmte Fass übergelaufen. Wir haben einfach nicht auf unseren Körper geachtet – teils unbewusst durch Umweltrisikofaktoren, aber viel auch bewusst - und werden krank. Aber es gibt auch andere Ursachen die uns krank machen. Die wenigsten kennen diese Ursachen.

Was sind diese unbekannten Ursachen, die unseren Körper krank machen? Im August 2023 wurde von der Forscherin des DKFZ, Dr. Lina Jansen1, eine Studie veröffentlicht über den Einfluss von sozialer Benachteiligung auf die Gesundheit, speziell zum Risiko an Krebs zu erkranken. Ihre Studie zeigte, dass die sozioökonomischen Faktoren deutlich dazu beitragen, an Krebs zu erkranken und das Vorhandensein einer Infrastruktur in Form von Ärzten, Krankenhäusern, Krebsfrüherkennungen dieses Risiko nicht beeinflusst. Sozioökonomische Faktoren sind die Höhe des Einkommens, Arbeitslosigkeit, Sozialhilfeempfang aber auch Schulabbruch zählt dazu. Dies sind laut der Studie deutlich schwerwiegende Ursachen, um an Krebs zu erkranken. Denn diese Faktoren lösen bei den meisten Stress aus, der chronisch wird. Dazu kommen oft noch ein zu hoher Tabakgenuss, Bewegungsmangel und starkes Übergewicht aufgrund ungesunder Ernährung. Chronischer Stress wiederum ist neben Umweltrisikofaktoren (aus der Luft, dem Wasser, der Ernährung) und Drogen einer der Faktoren, die unsere Epigenetik, und damit unsere Gesundheit, beeinflussen (2Moosavi et al., 2016; 3Bakulski et al., 2014; 4Johnstone et al., 2010).

Warum ist dieses Wissen wichtig und was ist überhaupt Epigenetik? Die meisten haben schon von unserer DNA gehört, die berühmte Doppelhelix mit all unseren Genen, die uns geschaffen haben, uns zum Individuum machen und uns erhalten. Die DNA enthält unsere ganz individuellen Gene, also die Codes zur Herstellung unserer Zellbausteine (Proteine, Lipide), Hormone, Signalmoleküle, Fasern, Blutgefäße, Haare – kurz gesagt aller Komponenten, die uns und unseren Körper ausmachen und lebensfähig halten. Dabei ist es im täglichen Produktionsalltag unseres Körpers wichtig, dass die Produktion der Komponenten kontrolliert werden – damit wir nicht einen Überschuss an z. B. Hormonen haben. Und hier kommt die Epigenetik als entscheidender Spieler aufs Feld. Epigenetik ist das Zusammenspiel von Genen und der Umwelt, wodurch die Struktur und Zustände der DNA zwar beeinflusst, aber die DNA-Sequenz selber nicht verändert wird. Epigenetische Veränderungen können permanent sein und vererbt werden. Unsere Umwelt lenkt epigenetische Veränderungen maßgeblich. Einfacher erklärt bezeichnet die Epigenetik verschiedene Arten von Molekülen, die an der DNA präsent sind und dort wie Türöffner agieren. Ich erkläre das einmal vereinfacht an dem Beispiel der Hormonproduktion, damit es verständlich bleibt: wir haben z. B. ein Gen 1 zur Produktion eines Hormons X. Wenn das Hormon X nicht benötigt wird, befindet sich an dem Gen 1 Molekül YZ und hält die Tür geschlossen, es wird kein Hormon X produziert. Wenn der Körper das Hormon X benötigt, bekommt das Molekül YZ am Gen 1 ein Signal, es verändert sich oder seine Position und öffnet die Tür. Jetzt ist der die Tür zum Gen 1 offen und das benötigte Hormon X wird produziert. Wenn genügend Hormon X produziert wurde, bekommt unser Türöffner (das Molekül YZ am Gen 1) ein Signal und schließt die Tür wieder. Die Hormonproduktion ist jetzt gestoppt.

Wichtig ist, dass die Kommunikation zwischen Türöffner und Körper gut funktioniert. Sobald die Kommunikation gestört ist, läuft das Türöffnen nicht wie vom Körper benötigt: mal gibt es zu wenig Hormon X und dann evtl. zu viel davon. In beiden Fällen kommt es langfristig zu Störungen in unserem Körper, da jedes einzelne Hormon, Protein oder Signalmolekül mit anderen Molekülen interagiert. Epigenetische Veränderung sind Teil unserer Entwicklung. Grundsätzlich bedeutet die Veränderung in der Epigenetik aufgrund von Umwelteinflüssen eine Anpassung an neue Gegebenheiten, die unser Überleben sichern sollen. Mit anderen Worten: Die Epigenetik ist anpassungsfähig und entwickelt sich weiter. Es ist nur natürlich, dass die Prozesse „Tür auf – Tür zu“ entsprechend unserer Umweltbedingungen angepasst werden.

Wenn Umwelteinflüsse aber zu Umweltrisikofaktoren werden, kann es zu schädigenden Anpassungen führen, die uns dann krank machen. Solche Umweltrisikofaktoren sind Gifte wie z. B. in Feinstaub, Abgasen (Ruß, schwarzer Kohlenstoff), feinsten Tröpfchen (Aerosole) aber auch Pestizide, Tabakrauch und vieles mehr (3Bakulski et al., 2014). 5Ladd-Acosta et al. zeigten in Ihrer Studie von 2015, dass durch Umweltrisikofaktoren ausgelöste epigenetische Veränderungen folgende Krankheiten entstehen können: Krebs, Herzerkrankungen, Neurodegenerative Erkrankungen wie z. B. Parkinson, Alterungsprozesse, Autoimmunkrankheiten und Psychische Erkrankungen wie z. B. Depressionen. Epigenetische Veränderungen können aber durch Integrative Medizin wie z. B. Yoga umgeschrieben werden: 6Kanherkar und Kollegen beschreiben in Ihrer Studie von 2017 die Fähigkeit der Integrativen Medizin eine Heilung zu beeinflussen, indem sie u. a. auf epigenetische Mechanismen wirkt. In dieser Studie wird auf den Zusammenhang von körperlichen und geistigen Effekten der Integrativen Medizin auf die Genexpression und den epigenetischen Status hingewiesen. Bei der Integrativen Medizin werden Komplementäre und Alternative Medizin mit der Konventionellen Medizin kombiniert. Zur Komplementären und Alternativen Medizin zählen u. a. Yoga, Meditation, Atemtechniken, Progressive Muskelentspannung, Tai Chi, Qi Gong, Feldenkreismethode, Pilates aber auch Ayurveda, Traditional Chinese Medicine, Homöopathie und Naturopathie. Zusammenfassend schreibt 6Kanherkar, dass diese Komplementäre und Alternative Medizin einen positiven Einfluss auf unsere Epigenetik hat und die körperliche und geistige Gesundheit verbessert. 7Mody und Kollegen bestätigen dies in Ihrer Studie von 2018 und beschreiben insbesondere die Effekte von Yoga auf den Körper als eine bedeutende Verbindung zwischen Körper-Geist und der Genetik. In Ihren Untersuchungen sahen sie epigenetische Veränderungen wie z. B. den Abbau epigenetischer Markierungen im Zellkern zugunsten der Etablierung anderer Markierungen, die wiederum Stress reduzierten und das allgemeine Wohlbefinden verbesserten. Auch die Studie von 8Venditti und Kollegen (2020) zeigten, dass Meditation, Yoga, Tai Chi und andere Achtsamkeitsübungen einen positiven Einfluß auf das Wohlbefinden durch Stressreduzierung, weniger Müdigkeit, Linderung von Depressionen und verbesserter Immunantwort. Auch hier zeigten sich epigenetische Veränderungen, die als potentiell therapeutische Effekte verstanden wurden.

Die oben genannten Studien zeigen, dass auch Stress ein Faktor ist, der unsere Epigenetik nachweislich verändert und Krankheiten entstehen lassen kann. Bereits in 2010 veröffentlichte 4Johnstone in Nature Reviews Genetics seine Ergebnisse zur Rolle von chronischem Stress bei der Entstehung Krankheiten. Er konnte zeigen, dass epigenetische Veränderungen ausgelöst durch chronischen Stress zu Krebs, Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße) und Diabetes Typ II führen.  In 2013 zeigten 9Stankiewitz  und Kollegen die Ergebnisse ihrer Studie , in der die verschiedene Formen von Stress und ihre Auswirkungen auf das Gehirn in Ratten untersucht wurde. Diese Studie zeigte, dass sowohl psychischer Stress aber auch physischer Stress die Epigenetik und dabei die Genexpression in speziellen Hirnregionen veränderte. Die Auswirkungen zeigten sich in einem veränderten Verhalten, einer veränderte Gehirnaktivität und einer veränderten Reaktion auf Stress. Die Studie von 10Reul, et al. von 2014 zeigte, dass Stress bzw. eine verringerte Fähigkeit, Stress zu tolerieren (Resilienz), zu psychischen Erkrankungen führt. Die Studie zeigte gleichzeitig, dass regelmäßiger Sport, Achtsamkeit und Meditation einen gesundheitsfördernden Einfluss haben. Insbesondere der Einfluss von Yoga wurde in Bezug auf Stress schon vielfach untersucht und die Ergebnisse in den vielen Studien sprechen für Yoga. 11Benvenutti et al. konnten in Ihrer Studie von 2017 zeigen, dass bereits nur 1 einzelne Video-Hatha-Yoga Einheit die Stressreaktion und -erholung verbesserte. Gleichzeitig zeigten die Probanden, die Yoga erfahren durften, ein ausgeprägteres Selbstvertrauen insb. auf die Bewältigung der Stressaufgabe. In 2018 untersuchten 12Shohani und Kollegen den Einfluss von Yoga auf Stress, Angst und Depression bei Frauen, die im Iran leben. Die Ergebnisse zeigten, dass Yoga effektiv wirkt, um Stress zu reduzieren, Ängste abzubauen und Depressionen zu lindern. Die Studie empfiehlt Yoga als komplementäre Medizin einzusetzen. Im Review von 2020 zeigten 13Wang und Kollegen, dass Yoga einen positiven Effekt bei Stressreduktion in gesunden Populationen hat. Dieser Review zeigte gleichzeitig, dass regelmäßiges Yoga die positiven Effekte auf eine Stressreduktion verstärkte. Dabei zeigten sich Hatha Yoga, Bikram Yoga, Surdarshan Kriya Yoga, Atemübungen und Yoga Nidra (Tiefenentspannung) als bessere Alternativen zu einer medikamentösen Stressbehandlung.

Doch nicht nur Erwachsene leiden unter Stress: Kinder, die unter Armutsbedingungen aufwachsen, erfahren einen toxischen Stress. Dieser toxische Stress beeinflusst die Epigenetik auch dahingehend, dass das Gehirn sich weniger stark entwickelt. Folgen sind Konzentrationsschwächen, die Kinder haben Probleme, sich zu organisieren oder Abläufen zu folgen. Es fällt ihnen auch schwerer, Impulse, Ärger oder Aggressionen zu kontrollieren (14McEwen&McEwen, 2017). In 2021 schrieb 15Craig A. McEwen in einem Review über die Zusammenhänge von Stress, Epigenetik und sozialen Strukturen. Sein Hauptaugenmerk lag auch hier auf der Entwicklung von Kindern, die unter schlechten sozialen Bedingungen aufwachsen wie z. B. körperlicher und psychischer Missbrauch, körperliche und psychische Vernachlässigung, Erleben von Gewalt gegenüber der Mutter, Erfahrung von Depressionen in der Familie. McEwen schreibt, dass Kinder, die unter solchen Bedingungen aufwachsen, langfristig im Erwachsenenalter Krankheiten entwickeln wie Krebs, chronische Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, Übergewicht, Depressionen und Verhaltensstörungen wie Drogenmissbrauch und Alkoholismus.

In 2022 veröffentlichten 16Raffington und Kollegen Ihre Ergebnisse zur Untersuchung sozialer Ungleichheiten und den Einfluss auf Genetik und Epigenetik. Raffington, die heute am MPI für Bildungsforschung in Berlin die Forschungsgruppe Biosozialbiologie, soziale Unterschiede und Entwicklung leitet, berichtet in dieser Studie von Veränderungen in spezifischen epigenetischen Profilen, von denen sich die Auswirkungen sozialer Ungleichheit ablesen kann. Diese epigenetischen Veränderungen haben bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien Auswirkungen auf eine schlechtere Gesundheit im Erwachsenenalter und einem schnelleren Alterungsprozess. Das Risiko an Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkrankheiten zu leiden ist deutlich erhöht. Gleichzeitig ist die schulische Leistung sowie die Schul- und Berufsausbildung schlechter wodurch die gesamte Lebensqualität ebenfalls leidet. Soziale Ungleichheit beeinflusst also die Entwicklung von Kindern und führt langfristig zu Unterschieden in Bildung, Gesundheit und Wohlbefinden.

Die durch toxischen Stress ausgelösten epigenetischen Veränderungen mit all ihren Folgen können umgewandelt werden: 15McEwen zeigt in seinem Review von 2021 auf, dass durch viele positive Erlebnisse und positive soziale Strukturen solch eine Umwandlung passiert. Hier sind Lehrer, Mentoren, Kinderfürsorgestellen, Erzieher und auch Politiker gefragt, um fürsorgende, herzliche Beziehungen für die Kinder zu gestalten. Er berichtet von Kinderförderprogrammen in den USA, die bereits im Kindergarten für Kinder, die in schlechten sozialen Verhältnissen aufwachsen, eingerichtet wurden. Langfristige Untersuchungen der teilnehmenden Kinder bis ins junge Erwachsenenalter zeigten, dass diese gut durchdachten und integrierten Förderungen in der Schule einen positiven Effekt auf die Entwicklung solcher Kinder hatten: weniger Kinder besuchten die Sonderschule, Fehlverhalten im Klassenunterricht waren reduziert und die Kinder hatten höhere Schulabschlüsse als die Kinder, die dem toxischen Stress ohne Förderprogramme standhalten mussten.

Positives, förderndes und liebevolles Verhalten kann den toxischen Stress aus dem Elternhaus und der Nachbarschaft laut 15McEwen kompensieren. Die Kinder entwickeln eine bessere Resilienz und können langfristig auch auf körperlicher Ebene besser mit Stress umgehen. Die Förderung in der Schule hilft diesen Kindern außerdem durch einen höheren Schulabschluss aus der Verarmung auszubrechen.

Wie die Forscherin 17Magalhaes-Barbosa in Ihrer Studie von 2017 schreibt, ist es die Aufgabe der Kinderforschung die Auswirkungen von toxischem Stress bei Kindern ernst zu nehmen und zielgerichtete Maßnahmen zu installieren, die die Gesundheit und Lebensqualität von Kindern im frühen, mittleren und höheren Alter fördern und sichern. Auch bei Kindern kann regelmäßige Praxis von Yoga mithelfen, den toxischen Stress zu reduzieren, positive Erlebnisse zu generieren und langfristig die ganzheitliche Gesundheit der Kinder fördern.

Die bereits vorab genannten Studien hierzu (11Benvenutti, 12Shohani, 13Wang) zeigen, dass Yoga uns Menschen hilft, mit Stress besser umzugehen, die Effekte von Stress minimiert und auch Ängste und Depressionen lindert. Aber Yoga hilft nicht nur mit Stress besser umgehen zu können. Die Studienlage zeigt, dass Yoga auch positive Wirkungen bei Krebserkrankten zeigt. Bereits in 2005 zeigte 18Bower und Kollegen in einem Review, dass 1-2x sanfte Yogapraxis pro Woche über 6-8 Wochen die Schlafqualität verbesserte, die Stimmung verbesserte, Stress und krebsbedingtes Leiden und Symptome reduzierte und die generelle Lebensqualität verbesserte. In diesem Review von 2005 sprach 18Bower eine deutliche Empfehlung für weiterführende Studien zu diesem Thema aus, welches viele Forschungsgruppen taten. In 2016 schrieb 19Galliford und Kollegen über Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs mit Yoga. In dem Review wurden die Ergebnisse von 38 Studien aus den Jahren 2009 – 2014 ausgewertet. Alle Studien, die in dieses Review einbezogen wurden, beinhalteten entweder 3x/Woche 90 min Yoga (Hatha Yoga, sanft aufbauendes Yoga oder Yoga-Therapie) oder Achtsamkeitsbasierter Stressabbau (englische Abkürzung: MBSR (mindfulness-based stress reduction). Die Zusammenfassung zeigte, dass bei den Brustkrebspatienten nach regelmäßiger Yoga- oder Achtsamkeitspraxis Ängste, Stress und Depressionen gelindert wurden, dass sich das emotionale und soziale Verhalten verbesserte und die generelle Lebensqualität anstieg. Auch auf physiologischer Ebene zeigten sich eine Verbesserung in Bezug auf die Schlafqualität, die Cortisolwerte sanken und die Lymphozytenzahl stieg an. Kurze Erläuterung zu diesen physiologischen Anpassungen: Cortisol ist ein Stresshormon, dämpft das Immunsystem und lässt Tumorzellen schneller wachsen, begünstigt also Metastasenbildung. Lymphozyten sind ein Teil unseres Immunsystems und können insbesondere Tumorzellen angreifen. Sie sind unsere natürlichen Schutzzellen vor Krebs.

19Galliford schreibt im Review, dass Brustkrebspatientinnen bereits vor der Strahlentherapie die Yoga-Therapie in den Alltag inkludieren sollten. Außerdem schreibt sie, dass die Yoga-Therapie auch nach der Behandlung weitergeführt werden soll, damit sich alle gesundheitlichen Vorteile des Yoga vollständig entfalten.

20Danhauer und Kollegen konnten 2017 in Ihrer Studie zeigen, dass Yoga, praktiziert während einer Krebstherapie, Depressionen, Ängste und Nöte linderte. Gleichzeitig zeigten die Yoga-Praktizierenden ein besseres Schlafverhalten und weniger Müdigkeit. Eine weiterführende Studie von 21Zetzl und Kollegen von 2020 zeigte, dass Yoga Müdigkeitserscheinungen und Depressionen bei Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen effektiv reduziert. An dieser Studie nahmen 173 Krebspatienten teil und erhielten 1x/Woche für 8 Wochen für 1 Stunde Yogaunterricht. Die Yogastunde beinhaltete Atemübungen, Körperhaltungen und Anfangs- und Tiefenentspannung. In jeder Yogastunde wurde das Grundprinzip des Nichtverletzen (Ahimsa) wiederholt, um die Patienten zu ermutigen in der Yogastunde sanft mit sich umzugehen und Grenzen des Körpers zu akzeptieren.

Nach den 8 Wochen mit Patienten unterschiedlicher Krebserkrankungen zeigten die Yogateilnehmer eine deutlich verringerte Müdigkeit und Depression. Die Lebensqualität hatte sich bei den Patienten deutlich verbessert. 21Zetzl hebt in der Studie hervor, dass die Regelmäßigkeit einen wichtigen Einfluss auf die Verbesserungen der Müdigkeit und Depression hat: mindestens 3-4 Yogastunden sind nötig, um die Müdigkeit und Depression positiv zu beeinflussen.

Unser Körper ist in der Lage viele schädigende Prozessen zu kompensieren. Eine sehr wichtige Rolle spielen hierbei unsere Mitochondrien, unsere Zellorganellen, die für das Leben verantwortlich und das Energiezentrum jeder Zelle sind. 22Gautam et al., veröffentliche in 2021 eine Studie über den Einfluss von Yoga auf die Mitochondriengesundheit. Mitochondrien sind in jeder unserer Zellen vorhanden und sind unsere Kraftwerke, Energieversorger. Sind unsere Mitochondrien gesund, regulieren sie unseren Energiestoffwechsel, Zellabbau, Antioxidationsmechanismen, Abbau freier Radikaler und andere biochemische Prozesse in unseren Zellen. Funktionieren unsere Mitochondrien nicht wie sie sollen, führt das zu einer Vielzahl von degenerativen (abbauenden, verschleißenden) Erkrankungen wie z. B. Krebs, Alzheimerkrankheit, Parkinsonerkrankung, Herzmuskelerkrankungen, Epilepsie-Formen, Augenerkrankungen wie das Kearns-Syre-Syndrom (Augenlähmung) und andere Augenerkrankungen sowie Huntingtonserkrankung (Funktionsstörung des Gehirns).

Unsere Mitochondrien erkranken durch ungesunde soziale Angewohnheiten (u. a. mangelnde Bewegung, ungesundes Essen, Rauchen, Drogen- und Alkoholkonsum), durch genetische Mutationen, epigenetische Faktoren, Stress, Infektionen, Allergenen und Giften. Um den Mitochondrien zu einer besseren Gesundheit zu verhelfen hilft Yoga: 22Gautam und Kollegen konnten in dieser Studie zeigen, dass Yoga die  Mitochondrien- und DNA-Unversehrtheit verbessert und das Epigenom der Spermien positiv beeinflusst. Die Studie zeigt weiter, dass nach 8 Wochen regelmäßiger Yogapraxis Patienten mit einer speziellen Augenerkrankung (LHON: Lebersche Hereditäre Optikus-Neuropathie) eine verbesserte Sehkraft hatten. Biochemische Untersuchungen ergaben, dass sich die gesamte Mitochondrienfunktion inklusive Genexpression deutlich verbessert hatte. Gleichzeitig zeigten die Patienten höhere Melatoninwerte, welches zum einen für den Schlaf-Wach-Zyklus verantwortlich ist, zum anderen aber auch als starkes Antioxidant wirkt und somit den oxidativen Schaden auf die mitochondriale DNA und Mutationen reduziert.

22Gautam und Kollegen zeigten auch, dass Entzündungsparameter durch Yoga und Meditation reduziert werden konnten, wodurch insbesondere oft schmerzhafte rheumatische Erkrankungen gelindert werden. Sie erklären weiter, dass Yoga auf Zellkernebene wirkt, indem es Funktionen anregt, die die DNA-Reparatur normalisieren, den Zellzyklus kontrollieren und entzündungsfördernde Gene herunterregulieren. Yoga ist demnach als zusätzliche Therapie für Patienten mit Rheumatoider Arthritis nachweislich geeignet.

Yoga wirkt also gegen Stress, auch auf Zellebene, indem der oxidative Stress reduziert wird. Oxidativer Stress durch freie Radikale beschädigt sowohl die Mitochondrien-DNA als auch die DNA im Zellkern. Dieses in Kombination mit einem ungesunden Lebensstil und schädlichen Umwelteinflüssen schädigt den gesamten Organismus. Yoga ist in der Lage die körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern, indem es das Mitochondrien- und Zellkern-Genom intakt hält. Yoga hilft dem Körper, die Oxidativen-Stress-Werte zu optimieren, erhöht die Genaktivität für ein stabiles Immunsystem, verbessert den Immunsystemstoffwechsel, die Mitochondrienstruktur und Mitochondrienbiogenesis. Yoga ist kosteneffektiv und hat keine Nebeneffekte. Die Studie von 22Gautam und Kollegen zeigt, dass Yoga ein enormes Therapiepotential als begleitende Therapie bei Mitochondrien-Erkrankungen hat.

Yoga wird gerne auch als Jungbrunnen beschrieben. Die Wissenschaft belegt dies: bereits in 2009 beschrieb 23Calvanese die Rolle von epigenetischen Veränderungen bei Alterungsprozessen und altersbedingten Krankheiten.  24Yang und Kollegen berichten in Ihrer Studie von 2021, dass regelmäßige Meditation die epigenetisch bedingte Alterung verlangsamt und dadurch langfristig gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Auch 25Tolahunase und Kollegen konnten bereits in 2018 zeigen, dass Yoga Alterungsprozesse verändert durch einen Einfluss auf unsere Telomere: deren altersbedingte Verkürzung verlangsamt sich.

Die Wissenschaft konnte in vielen unabhängigen Studien zeigen, dass Yoga tatsächlich die von praktizierenden Yogis gelehrten gesundheitlichen Effekte hat. Eine kleine Auswahl dieser Studien sind in diesem Artikel genannt. Regelmäßig praktizierende Yogis berichten von einer Verbesserung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit, die auch im Alter die Lebensqualität erhält.

Unsere Gesellschaftserkrankungen wie z. B. Herzkrankheiten, Krebs, Neurodegenerative Erkrankungen, Diabetes Typ II und Übergewicht werden oftmals ausgelöst durch Stress und Umwelteinflüssen. Auch toxischer Stress bei Kindern führt zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Diese gesundheitlichen Beeinträchtigungen, so zeigen die Studien, können durch eine regelmäßige Yogapraxis gelindert und verbessert werden. Yoga bringt Körper, Geist und Seele wieder in Harmonie mit seinem Jahrtausende alten Wissen.

Yoga hat seine Wurzeln in Indien, wo es bereits 5000 v. Chr. praktiziert wurde. Yoga ist eine alte Körper-und-Geist Praxis, die die Gesundheit verbessert, fördert und das Entstehen von Krankheiten verhindert. Dadurch kann Yoga als zusätzliche Therapie in komplexen Krankheiten eingesetzt werden.

Yoga ist eine tiefgreifende Wissenschaft, die über eine klar definierte Psycho-Neuro-Immun-Achse funktioniert und eine Vielzahl von Körperprozessen beeinflusst: Stoffwechsel, Epigenetik, DNA-Reparatur, Altern, Blutdruck, Erhalt unserer Organsysteme, subjektive Gesundheit und die Fortpflanzungsgesundheit.

Das westliche Yoga kommt in vielen Facetten daher und fokussiert sich auf die Gesundheit und Entspannung mit einer Kombination aus Atemtechniken, speziellen Körperstellungen, Meditation, Gesängen und Weisheitslehre. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Yogastilen, die oftmals Yoga zu einem Sport werden lassen zu Lasten der Achtsamkeits- und Meditationsübungen. Die Studien zeigen, dass die beste Wirkung mit Yoga erzielt wird, wenn es Atemübungen, achtsame Körperübungen und Meditation beinhaltet. Dabei ist sowohl eine Yogastunde in Präsenz wie auch eine Video-Yogastunde in der Lage unseren Organismus positiv zu beeinflussen. Die meisten Studien haben die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum von 6-8 Wochen regelmäßig, mindestens 1x/Woche Yoga praktizieren lassen. Die Studienergebnisse decken sich mit den Beobachtungen von praktizierenden Yogis, die spürbare positive Veränderungen nach regelmäßiger Praxis erfahren.

Es gibt eine Vielzahl von Yogalehrern, Yogastudios, Yoga-Retreats und der Zugang zu Yoga ist dadurch für jeden möglich. Das Wissen um die gesundheitlichen Vorteile von Yoga ist für jeden, der weiß wo er suchen muss, überwiegend frei zugänglich (einige Studien leider nicht): Englisch-sprachige Suchen auf https://scholar.google.com/ oder https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/ sind für jeden möglich. Dennoch wissen noch immer zu wenige Menschen von den gesundheitlichen Vorteilen, die Yoga mit sich bringt.

Dieser Artikel soll helfen, dieses Wissen zu verbreiten. Gleichzeitig wäre es wünschenswert, wenn sozial Benachteiligte, insbesondere Kinder, über Förderprogramme mit Yoga vertraut gemacht werden. Langfristig verbessert sich die Gesundheit der Yoga-Praktizierenden und entlastet unser Gesundheitssystem. Für Kinder gibt es angepasstes Kinder-Yoga und auch Teenager-Yoga, wodurch auch hier die Möglichkeit besteht, bereits vom Kindergarten an bis zum Ende der Schulzeit Yoga anzubieten. Dadurch ist bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien eine positive Förderung der neuronalen und körperlichen Entwicklung möglich. Wenn Yoga ein fester Bestandteil des Alltags wird, haben diese Kinder eine Chance auf eine bessere Bildung und Gesundheit. Eine gute Bildung und Gesundheit bilden die Basis für eine gute Lebensqualität. Eine gute Lebensqualität lässt den Menschen glücklich, freundlich, liebevoll und gütig sein. Daher Yoga für alle als unser gemeinschaftliches Ziel.

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Bianca Garms von BeGefit bietet Online verschiedene Hatha Yoga Kurse an und plant ein Yoga Retreat in Argentiniens Vor-Anden.

Quellen:

 1 (Jansen et al., 2023: Trends in cancer incidence by socioeconomic deprivation in Germany in 2007 to 2018: An ecological registry-based study, Intern. Journal of Cancer 153 (10) DOI: 10.1002/ijc.34662 open access

2Moosavi et al., 2016: Role of Epigenetics in Biology and Human Diseases, Iranian Biomedical Journal (20) 5 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5075137/

3Bakulski et al., 2014: Epigenetic epidemiology: promises for public health research, Environmental and Molecular Mutogenesis 55(3) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/em.21850

4Johnstone et al., 2010: Stress and the epigenetic landscape : a link tot he pathobiology of human diseases, Nature Reviews Genetics 11 https://www.nature.com/articles/nrg2881

5Ladd-Acosta et al., 2015: The role of epigenetics in genetic and environmental epidemiology, Epigenomics (2016) 8(2) https://www.futuremedicine.com/doi/full/10.2217/epi.15.102

6Kanherkar et al., 2017: Epigenetic Mechanisms of Integrative Medicine, Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine https://www.hindawi.com/journals/ecam/2017/4365429/

7Mody J., 2018: Epigenetics and Yoga, Journal of Clinical Epigenetics 4(2) http://clinical-epigenetics.imedpub.com/epigenetics-and-yoga.php?aid=22446 DOI: 10.21767/2472-1158.100095

8Venditti et al., 2020: Molecules of Silence: Effects of Meditation on Gene Expression and Epigenetics, Frontiers in Psychology 11 (Consciousness Reserach) https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2020.01767/full  DOI: 10.3389/fpsyg.2020.01767

9Stankiewitz et al., 2013: Epigenetics of stress adaptations in the brain, Brain Research Bulletin 98, http://dx.doi.org/10.1016/j.brainresbull.2013.07.003

10Reul, et al. von 2014: Glucocoritcoids, epigenetic control and stress resilience, Neurobiology of Stress 1, http://dx.doi.org/10.1016/j.ynstr.2014.10.001

11Benvenutti et al., 2017: A single session of hatha yoga improves stress reactivity and recovery after an acute psychological stress task – A counterbalanced, randomized-crossover trial in healthy individuals, Complementary Therapies in Medicine 35, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2017.10.009

12Shohani et al., 2018: The Effect of Yoga on Stress, Axietey, and Depression in Women, International Journal of Preventive Medicine https://doi.org/10.4103/ijpvm.IJPVM_242_16

13 Wang et al., 2020: Effects of Yoga on Stress Among Healthy Adults: A systematic Review,  Alternative Therapies 26(4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32088671/

14McEwen&McEwen, 2017: Social Structure, Adversity, Toxic Stress, and Intergenerational Poverty: An Early Childhool Model, Annual Review of Sociology 43 https://www.annualreviews.org/doi/abs/10.1146/annurev-soc-060116-053252

15Craig A. McEwen 2021: Connecting the biology of stress, allostatic load and epigenetics to social structures and processes, Neurobiology of Stress 17 https://doi.org/10.1016/j.ynstr.2022.100426

16Laurel Raffington, MPI für Bildungsforschung, AG Biosozialbiologie, soziale Unterschiede und Entwicklung; Raffington et al., 2022, Current Environmental Health Report (9); https://link.springer.com/article/10.1007/s40572-022-00338-8

17Magalhaes-Barbosa, et al., 2017: Toxic stress, epigenetics and child development, Jornal de Pediatria 98(51) https://doi.org/10.1016/j.jped.2021.09.007

18Bower et al., 2005: Yoga for Cancer Patients and Survivors, Cancer Control 12 (3) https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/107327480501200304

19Galliford et al., 2016: Salute tot he sun: a new dawn in yoga therapy for breast cancer, Journal of Medical Radiation Sciences 64 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jmrs.218

20Danhauer et al., 2017: Review of  yoga therapy during cancer treatment, Supportive Care in Cancer 25 https://link.springer.com/article/10.1007/s00520-016-3556-9

21Zetzl et al., 2020: Yoga effectively reduces fatigue and symptoms of depression in patients with different types of cancer, Supportive Care in Cancer 29 https://link.springer.com/article/10.1007/s00520-020-05794-2

22Gautam et al., 2021: Yoga – Impact on Mitochondrial Health: Clinical Consequences, Annals of Neurosciences 28(3-4) https://doi.org/10.1177/09727531211009431

23Calvanese et al., 2009: The role of epigenetics in aging and age related diseases, Ageing Research Reviews 8(4) https://doi.org/10.1016/j.arr.2009.03.004

24Yang et al., 2021: Changes Induced by Mind-Body Intervention Including Epigenetic Marks and Ist Effects on Diabetes, International Journal of Molecular Sciences 22 https://doi.org/10.3390/ijms22031317

25Tolahunase et al., 2018: Yoga- and meditation-based lifestyle intervention increases neuroplasticity and reduces severity of major depressive disorder: A randomized controlled trial https://content.iospress.com/articles/restorative-neurology-and-neuroscience/rnn170810

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